Das Leben der bulgarischen Bauern, die den Boden bestellen, ist vom Rhythmus der Jahreszeiten, von den langen, heißen Tagen im Sommer bis zu den kurzen, kalten Tagen im Winter, vom Säen bis zum Ernten bestimmt, und viele der alten Rituale leben noch in den Tänzen und Gesängen.
Auch traditionelle Volkstrachten werden nach wie vor getragen oder sind in den lokalen Museen als Teil des Landlebens ausgestellt.
Nicht anders als in den westlichen Ländern ist auch der bulgarische Kalender mit wichtigen Festtagen und Festspielen übersät. Die Kukeri-Feste stellen die altertümlichen Rituale zur Vertreibung böser Geister dar, der Surwakari-Brauch zu Neujahr wiederum gibt die ritualen Fruchtbarkeitswünsche wieder.
Das große Kukeri-Festival von Pernik bringt jedesmal Tänzer aus ganz Bulgarien zusammen: ein Regenbogen von Farben und Stilen.
Im ländlichen Kalender feiert man am Tag des Hl. Trifon, dem 14. Februar, die Zeremonie des Rebschnitts. Am ersten Sonntag vor der Fastenzeit bildet der Kukeri-Tag den Auftakt der landwirtschaftlichen Saison, und an vielen Orten Bulgariens kann man die Umzüge der tanzenden, springenden Kukeri mit ihren bunten Masken und exotischen Kostümen erleben.
Die Ankunft des Frühlings, Baba Marta, wird am 1. März gefeiert, wenn die Bauernhaushalte beim üblichen Frühlingsputz die Spinnweben des Winters wegfegen und die Leute sich gegenseitig weiß-rote Anhänger als Glücksbringer, Marteniza genannt, schenken.
Lasaruwane wird gleichfalls im Frühling, am Tag des Hl. Lasar (Lazarus), gefeiert. Hierbei führen die Dorfmädchen, die sich zum Heiraten entschlossen haben, rituale Gesänge und Tänze auf.
Das Kommen des Sommers wird traditionell am Tag der Heiligen Konstantin und Helena, am 21. Mai, gefeiert, und in einigen abgelegenen Dörfern im Strandscha-Gebirge wird noch der Feuertanz-Brauch, das Tanzen auf züngelnder Glut, zu Ehren des kommenden Sommers gepflegt. Ethnologen behaupten, daß diese Tänze unmittelbar vom Dionysos-Kult der alten Thraker herstammen.
Weihnachten wird überall in den christlichen Ländern der Welt gefeiert, und in Bulgarien nennt man dieses Fest “Koleda”. ähnlich wie in deutschen Landen die “Weihnachtssänger”, gehen Jungen, Weihnachtslieder singend, von Haus zu Haus. Ein spezieller Laib Brot, vom Anführer der Weihnachtssänger gebacken, wird beim Rundgang mitgetragen.